Als vor über zehn Jahren die ersten Fotos der Eos-Studie auftauchten, verliebte ich mich sofort in dieses Fahrzeug. Für mich stand fest, dass ich ein solch schönes Cabrio einmal mein eigen nennen möchte.

2006 schließlich kamen die ersten VW Eos auf die Straße und ich war immer noch Feuer und Flamme für dieses wunderbar aussehende Cabriolet mit seinem einzigartigen Dach.

Da der Wunsch nach einem Eos immer größer wurde, verstärkte ich die Mast meines Sparschweines und konnte es Anfang des Jahres 2009 endlich zum Schlachthof führen. Nun wurde es Zeit, meinen Traum in die Tat umzusetzen.

Mit meinem alten Escort-Cabrio fuhr ich in Richtung Volkswagenhändler, um zu schauen, ob sie irgendwelche Eosinen in ihren Ausstellungen stehen haben. Man kann es kaum glauben, aber ich bin fündig geworden. Seinerzeit standen diese herrlichen Wagen tatsächlich noch in den Wolfsburger Schauräumen und wurden nicht verächtlich von den Verkäufern madig gemacht.

Da stand sie nun also..., meine zukünftige Göttin in braun, mein drittes Oben-ohne Fahrzeug.

Ein Eos in dark maroon, 122 PS stark (oder schwach?) mit schwarzer Lederausstattung und ein klein wenig Luxus. Es war Liebe auf den ersten Blick und so erlebten wir ab sofort viele gemeinsame Stunden mit offenem Verdeck in der freien Natur. Dieses Auto war etwas ganz besonderes für mich, da es mein erster Neuwagen war.

Ich änderte noch ein paar Kleinigkeiten nach meinem Geschmack und war endlich am Ziel meiner automobilen Träume angelangt.

Kann es noch schöner werden?

Ja, es kann!

Schließlich gibt es ja noch unser Eos-Forum. Nachdem ich bereits viele, viele Monate passives Mitglied war, steigerte ich meine hiesigen Aktivitäten und fuhr schließlich zum fünfjährigen Forums-Geburtstag nach Gronau. Große Erwartungen hatte ich eigentlich nicht, da ich mit einem Treffen à la D&W Parkplatz in Bochum gerechnet hatte. Dieses ist eigentlich so gar nicht meine Welt. Erstaunt war ich dann aber, als ich bemerkte, wie viele nette Leute sich dort tummelten. An diesem Abend lernte ich unsere Andrea (Scherzel1) kennen, fragte sie, ob ich mein Essen noch nachträglich bezahlen könnte, da ich ursprünglich nur kurz bleiben wollte, und genoss im Anschluss daran einen wirklich schönen Abend. Für mich stand schon an diesem Tag fest, dass ich gerne an weiteren Veranstaltungen und Touren teilnehmen möchte.

Im Jahre 2012 fuhr ich dann zur 2 Seen Regentour (der Scheibenwischer war an diesem Tag nicht einmal abgeschaltet), sah ein paar flüchtig bekannte Gesichter wieder, lernte weitere Eos-Fahrer kennen und hatte wiederum einen gelungenen Tag. Es folgten viele weitere Touren und Treffen in der näheren Umgebung, aber auch über mehrere Tage in weiter Ferne. So verschlug es mich mittlerweile sogar bis ins Badnerländle oder gar bis in die Alpen. Aus einigen flüchtigen Bekanntschaften wurden im Laufe der Zeit ganz viele und daraus wiederum entwickelten sich einige wunderbare Freundschaften, die teilweise mittlerweile sehr vertieft sind.

Ich möchte an dieser Stelle behaupten, dass unser Forum zu einem festen Bestandteil meiner Freizeit geworden ist und ich allein durch die Wahl meines fahrbaren Untersatzes viele nette Menschen kennenlernen durfte, von denen einer inzwischen leider verstorben ist. Menschen, die durch ein einziges Fahrzeugmodell miteinander verbunden sind, ohne dem wir uns wahrscheinlich nie begegnet wären. Danke für viele gute Freundschaften,quer verteilt durchs ganze Land und sogar bis in die Nachbarländer hinein. Danke für viele atemlose Stunden.

Nun schreiben wir mittlerweile das Jahr 2015 und der Eos wird in wenigen Tagen eingestellt werden. Ein Fahrzeug, dass von seinen Erbauern auf einzigartige Weise in den Tod getrieben wurde. Ein Fahrzeug, dass von den Verkäufern regelmäßig schlecht geredet wurde. Ein Fahrzeug, dass seit Jahren nur noch eine halbherzige Modellpflege genoss. Technisch total veraltet (Motoren, Assistenzsysteme, Multimedia) und maßlos überteuert. Ein Fahrzeug, dass einen hässlichen Konkurrenten aus dem eigenen Hause vor die Nase gesetzt bekam. Ein Fahrzeug, dass von Herrn Pischetsrieder geliebt wurde und von seinen Nachfolgern dafür gehasst. Selbst wenige Wochen vor Produktionsende fiel den hohen Herren nichts anderes ein, als ein letztes Mal die Preise zu erhöhen; natürlich ohne irgendeine Fahrzeugaufwertung. Seit Jahren wurde er Stück für Stück aus den europäischen Märkten entfernt. Da kann man natürlich fragen, warum die Verkaufszahlen nicht mehr stimmen. Ja..., warum nur?

Ist nun der richtige Moment gekommen, um sich auch persönlich von dieser automobilen Persönlichkeit zu verabschieden?

Ich finde, ja!

Nun ist also der Zeitpunkt gekommen, mich von meiner Braunen zu trennen. Es war eine schöne Zeit, von der ich keinen Tag missen möchte. Eine Trennung, der eine monatelange Entscheidungsfindung zu Grunde liegt. Eine Trennung, die mir nicht leicht fiel, und bei der ich einen richtigen Kloß im Hals hatte. Nun habe ich ihn also verkauft; meinen dunkelbraunen Traum. Stets absolut dicht und, mit einer Ausnahme, immer zuverlässig. Was habe ich nur getan? War es ein Fehler? Hoffentlich kommst Du in gute Hände.

Wie geht mein automobiler Werdegang nun weiter? Bleibe ich der Marke Volkswagen treu? Wird es wieder ein Cabrio?

Menschen, die mich näher kennen, wissen wie zerrissen ich innerlich in dieser Angelegenheit war und das es eigentlich nur einen Grund für diesen Fahrzeugwechsel gibt. An dieser Stelle möchte ich all jene um Entschuldigung bitten, denen ich mit diesem Thema monatelang auf die Nerven ging. Dabei denke ich ganz besonders an unseren Ralf, der mir stets mit Rat und Tat zur Seite stand. Wird der Neue nun ein Neu- oder Jahreswagen? Ist ein Diesel oder ein Benziner sinnvoller? Sollte es ein Schaltwagen oder einer mit DSG-Getriebe werden? Wird es wieder der kleine sparsame Motor oder doch der spritzige 2 Liter TSI? Fragen über Fragen...

Welchen Grund gab es denn nun für den Wechsel?

Ich hatte einen Traum, und ich habe ihn immer noch. Um ihn möglichst lange weiterleben zu können, blieb mir eigentlich keine andere Wahl, als kurz vor Toresschluss noch einmal zuzuschlagen.

Es ist natürlich wieder eine Göttin geworden. Was denn auch sonst? Nach langem Suchen habe ich endlich ein gepflegtes Exemplar, das meinen Wünschen entspricht, gefunden. Eine exclusive Göttin in oryxweiss, schwarz-braunen Leder, 2 Liter TSI-Motor, 6-Gang Schaltgetriebe und einer ziemlich kompletten Ausstattung wie zum Beispiel Rear Assist, Light Assist, DCC und Digitalradio. Ein Dienstwagen der Volkswagen-AG, EZ 2014, mit gerade einmal 4.500 km auf dem Tacho, absolut neuwertig und letzten Freitag übergeben in Thüringen.

Ich hoffe, dass sie mich technisch nicht im Stich lässt und genauso dicht ist wie ihre würdige Vorgängerin. Dieses ist eigentlich meine größte Sorge. Im Rahmen wochenlanger Besichtigungen habe ich nämlich feststellen müssen, in welch desolaten Zustand bezüglich von Undichtigkeiten sich viele Jungwagen befinden. Das waren Erfahrungen, die mich beinahe von einem Neuerwerb absehen ließen. Hoffentlich habe ich mir da keine künftigen Probleme mit hinzu gekauft.

Einziger Wermutstropfen ist dann doch der enorme Mehrverbrauch im Stadtverkehr. Auf dem Papier sollen es im Gegensatz zur 122 PS Version moderate 1,2 Liter mehr sein. In der Realität sind es jedoch wenigstens drei Liter. Ob diese drei Liter mir auf Dauer nicht die Freude an der Weißen trüben werden? Ich muss aber zugeben, dass ich bei jedem Ampelstart ein breites Grinsen im Gesicht habe. In Anbetracht einer geplanten langen Haltedauer meines Neuerwerbs denke ich, dass die Kombination aus 2 Liter Motor und Schaltgetriebe bei dieser geringen Motorenauswahl die für mich sinnvollste war.

So hat also der Bauch über das Kopfgefühl gesiegt. Wider aller Vernunft habe ich mein Kapital in ein veraltetes Auto mit hohem Wertverlust gesteckt, das zudem in wenigen Wochen Automobilgeschichte sein wird. Da stelle auch ich mir die Frage: "Macht Eos fahren eigentlich blöd?"

Ich hoffe, dass es mich noch viele, viele Jahre begleiten wird und auch unser Forum noch lange, lange so bleibt, wie es ist. Ein Forum, dass mit all seinem Wissen, seinen Touren, seinen Stammtischen und mit Euch allen zu meinem Leben irgendwie dazugehört.

Ich hatte einen Traum...

Viele Grüße aus Bottrop
Jürgen